26. Februar 2015 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Spieler, Schiedsrichter, Vorsitzender des SV Breinig, Präsident des Fußball-Verbandes Mittelrhein, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes und UEFA-Schatzmeister – Der am 27. Februar 90 Jahre alt werdende Egidius Braun hat in seinem Leben so ziemlich jede Etappe des Fußballs durchlaufen. Auf seinem Lebensweg hat er viele wichtige Bekanntschaften geknüpft. Der frühere UEFA-Präsident Lennart Johansson erinnert sich.
Langjähriger Weggefährte, vertrauter Kompagnon, lieber Freund!
Lennart Johansson
Egidius – selten haben Eltern in weiser Voraussicht einen trefferenden Vornamen gewählt als den Deinigen. Auf deutsch bedeutet Dein Name „Der Schildhalter“. Und wahrlich, wie ein Ritter in früheren Zeiten hast Du immer versucht, sowohl im Deutschen Fußball-Bund wie auch in der UEFA, alle Gefahren, die unserem Spiel, dem Fußball, drohen, vorausahnend abzuwehren und ihn in seiner Essenz, in seinem Wesen, zu bewahren und zu schützen.
Richtig kennengelernt haben wir uns 1988, als Deutschland in Berlin ein Turnier austrug, weil Berlin kein EM-Austragungsort geworden war. Wir Schweden gewannen – Sorry, Egidius – 4:2 im Elfmeterschießen. Damals sind wir beide in das Exekutiv-Komitee gewählt worden.
Du warst mir mit Deiner Erfahrung aus dem DFB ein großartiger Berater hinsichtlich der EM 1992, die wir in Schweden veranstalten durften – eine Bürde und Hürde nach einer EM in Deutschland, die zu stemmen Du mir selbstlos geholfen hast.
Als Schatzmeister hast Du jeden Rappen umgedreht, ehe er ausgegeben wurde und gleichzeitig dafür gesorgt, dass die „kleinen“ Länder nie benachteiligt wurden. Ich vergesse nie dein Plädoyer für die Beibehaltung der EM-Qualifikation aller Nationen, auch wenn die großen Verbände Vorqualifikation der „Kleinen“ forderten. Du hast angesichts des Wertes der TV- und Vermarktungsrechte immer gefordert, dass die großen Verbände verpflichtet sind, ein „Lichtlein der Hoffnung“ in die nicht so marktstarken Länder zu tragen. Der DFB war dabei immer Vorbild.
Heute existiert die Zentralvermarktung, und ich denke, dass der jetzige Präsident Wolfgang Niersbach in Deinem Sinne gehandelt hat, als er dieser zustimmte. Der DFB hätte sich auch egoistiscer verhalten können, hätte dabei aber Dein Vermächtnis als Ehrenpräsident verraten.
Lass mich zu einem anderen Punkt kommen. Du bist, wie Deine Frau Marianne, die Dir Zeit Eurer Gemeinsamkeit hilfreich und unterstützend zur Seite gestanden ist, überzeugter Katholik. Und so habe ich bei meinen Recherchen im Internet – ja, auch dazu sind wir Alten noch fähig! – gelernt, dass der heilige Egidius zu den 14 Nothelfern des katholischen Glaubens gehört.
Nun weiß ich nicht, ob Du eines Tages heilig gesprochen wirst, aber der Not der Menschen hast Du Dich immer angenommen. Ob in Mexiko, ob in Osteuropa: Du warst immer für sie da. „Fußball ist mehr als ein 1:0“ – das hast Du immer vorgelebt.
UEFA Sitzung 1999, Aachen; Vergabe der EM 2004 an Portugal; UEFA-Präsident Lennart Johansson, Vize-Präsident Egidius Braun
Unsere schwersten gemeinsamen Stunden haben wir 1998 verbracht. Ich verlor die Wahl zum FIFA-Präsidenten, Du wolltest nach dem Hooligan-Angriff in Lens die deutsche Nationalmannschaft aus dem Wettbewerb nehmen. Wir haben uns gegenseitig gestützt, getröstet, Mut gemacht und Ratschläge erteilt. Das werde ich nie vergessen.
Nie vergessen werde ich auch die Abende, wenn Du als Halbprofi in die Klaviertasten gegriffen hast und ich mit meiner Stentor-Stimme versuchte, Deinen Melodien und Harmonien zu folgen.
Lieber Egidius, lass mich zu Deinem 90. Geburtstag alles gemeinsam Erlebte in fünf Worte zusammen fassen. Du bist ein wahrer Mensch.
Herzlich,
Lennart