Fußball-Ferien-Freizeiten: Auch in Österreich ein Fall für die „Echtermänner“
20. August 2015 Zurück zur Artikelübersicht »

Die Fußball-Ferien-Freizeiten der DFB-Stiftung Egidius Braun haben im Leben von Uli Echtermann und seinem ältesten Sohn Sebastian einen festen Platz. Anfang der 1990er-Jahre hatte der damals achtjährige Filius zusammen mit seinem Bruder Benjamin an einer Freizeit des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen (FLVW) in Grömitz an der Ostsee teilgenommen. Am Lensterstrand befiel Sebastian der „Freizeit-Bazillus“. Ein Jahr später war er wieder dabei, zusammen mit seinem Vater Uli und seiner Mutter Heidi. Die Eltern hatten sich spontan bereit erklärt, als Betreuer das Zeltlager zu begleiten. Für Vater Uli eine wichtige Erfahrung: „Ich bin nach diesem Lager bei den Freizeiten hängengeblieben“, sagt der 56-jährige Versandleiter einer Armaturenfirma. „Die Freizeiten sind für mich Jugendsozialarbeit und dieses Thema liegt mir seit Jahren sehr am Herzen“, betont Uli, der zusammen mit sechs Geschwistern aufgewachsen ist. „Sich für andere zu engagieren, das wurde mir sprichwörtlich in die Wiege gelegt.“

Vater und Sohn - Uli (l.) und Sebastian Echtermann

Vater und Sohn – Uli (l.) und Sebastian Echtermann

Der frühere defensive Mittelfeldakteur (Spielweise „rustikal“) musste aufgrund einer Knieverletzung bereits mit 25 Jahren die Fußballschuhe an den Nagel hängen und begann direkt danach, sich ehrenamtlich im Verein zu engagieren – als Pressewart, Trainer und Jugendleiter. Wenn sein Verein ihn braucht, dann ist Uli Echtermann da. Sein Verein, das ist der FC Borussia Dröschede aus Iserlohn im Sauerland. Als Uli dort Mitte der 1980er-Jahre sein Engagement als Jugendleiter begann, lag der Nachwuchsbereich brach. Heute sind alle Altersklassen besetzt. Insgesamt 14 Jugendteams gehen jedes Wochenende für die Borussia auf Punktejagd. „Wir sind ein Einspartenverein mit rund 450 Mitgliedern, davon mehr als die Hälfte Kinder und Jugendliche“, sagt Uli. Der Klub legt besonderen Wert auf Integration und belegte im vergangenen Jahr beim DFB & Mercedes-Benz Integrationspreis den zweiten Platz. An die Feierstunde in Stuttgart und die Preisübergabe durch Ex-Nationalspieler Cacau erinnert sich der engagierte Sauerländer bis heute. Uli stolz: „Diese Auszeichnung war der bisher größte Erfolg in unserer Vereinsgeschichte!“

Jahresurlaub wird für Freizeiten eingesetzt

Engagiert in den Fußball-Ferien-Freizeiten

Engagiert in den Fußball-Ferien-Freizeiten

Sein Ehrenamt ist mittlerweile ausgeweitet: Für den FLVW-Kreis Iserlohn organisiert der kaufmännische Angestellte – wer hätte es gedacht – dessen jährliche Freizeiten an der Ostsee. Die Angebote sind im Gegensatz zu den Freizeiten und Camps der DFB-Stiftung Egidius Braun nicht kostenlos. Mit etwa 350 Euro schlagen zwei Wochen in einer FLVW-Freizeit in Schleswig-Holstein zu Buche. „Die Teilnehmer sind jedes Jahr nahezu identisch. Es ist schön, die Kinder und Jugendlichen in ihrer Entwicklung beobachten zu können.“ Für die DFB-Stiftung Egidius Braun ist Uli jedes Jahr zusammen mit dem Gesamt-Koordinator der Freizeiten, Klaus Heise, aktiv. „Klaus und ich kennen uns seit Jahren. Jeder weiß genau, dass er sich auf den anderen verlassen kann. Zuverlässigkeit und Vertrauen spielen eine große Rolle.“

Auch Sohn Sebastian engagiert sich für den Fußballkreis. Der studierte Informatiker, der beruflich bei der Bezirksregierung Arnsberg tätig ist, betreut unter anderem die Webseite und unterstützt seinen Vater bei der Planung der jährlichen FLVW-Freizeit. „Er ist sozusagen mein Sekretär“, lacht Uli. Für die Freizeiten auf Verbands- und DFB-Ebene setzen die beiden „Echtermänner“ etwa ein Drittel ihres Jahresurlaubes ein. „Das alles geht nur, wenn die Partnerin mitspielt“, sagen die beiden. Apropos Partnerin: Seine heutige Frau Kati hatte Sebastian einst als Teenager in einer Freizeit am Lensterstrand kennen und lieben gelernt. Heute sind sie verheiratet und leben zusammen mit ihrer sieben Monate alten Tochter Lilith in Bergkamen.

In den Freizeiten wird Sebastian übrigens nur „Baba“ genannt: „Wir waren einmal in einem Lager zwei Jungs mit gleichem Vornamen.“ Die Situation wurde pragmatisch gelöst: ein Sebastian wurde zu „Baba“, der andere zu „Babu“.

Fußball – mehr als ein 1:0: Abwechslungsreiche Freizeittage in St. Michael

Auch der Ball verbindet - Sebastian (r.) und Uli (l.) Echtermann zusammen in Österreich

Auch der Ball verbindet – Sebastian (r.) und Uli (l.) Echtermann zusammen in Österreich

Studienbedingt musste Sebastian, der selbst bis zur Bezirksliga aktiv Fußball spielte, sein Engagement für die Freizeiten vor etwa zehn Jahren reduzieren. „Die Termine haben sich oft mit meinen Klausurphasen überschnitten.“ Ganz loslassen wollte und konnte Sebastian allerdings nicht. Aktuell verbringt er zusammen mit 48 Jugendlichen im Alter von 13 bis 15 Jahren zehn Freizeittage im JUFA-Gästehaus in St. Michael im Lungau (Österreich). Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen vom SV Hochdorf (Südbadischer FV), dem SV Leerstetten (Bayerischer FV), dem VfB Eberbach (Badischer FV) und der SpVgg Aldingen (Württembergischer FV).

29 Freizeiten mit 100 Klubs und rund 1.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Alter von 13 bis 15 Jahren finden jedes Jahr statt. Ziel der Maßnahmen ist es, den Jugendlichen getreu dem Stiftungsmotto „Fußball – Mehr als ein 1:0“ ein abwechslungsreiches Programm zu bieten. In Österreich stehen neben Trainingseinheiten mit DFB-Coach Paul Schomann und Abenteuer-Erlebnissport-Angeboten unter anderem Ausflüge in einen Hochseilgarten und ein still gelegtes Salzbergwerk in Bad Dürrnberg auf dem Programm. Auch die Umgebung im UNESCO-Biosphärenpark Lungau wird erkundet, so geht es für die Jugendlichen und ihre Betreuer mit der Seilbahn zur Wanderung auf den Hausberg Großeck-Speiereck. „Das Schöne an den Freizeiten auf DFB-Ebene ist, dass die Jugendlichen aus unterschiedlichen DFB-Landesverbänden kommen und hier bei uns ihre Dialekte und Erfahrungen austauschen“, schmunzelt „Baba“.

An seiner Seite ist in diesen Tagen neben Vater Uli und Klaus Heise auch Herbert Jentsch, ebenfalls aus Westfalen und seit Jahren in den Freizeiten engagiert. Erstmals im Team der Begleiter mit dabei sind Luca und Jannik. Die beiden 16-jährigen Nachwuchsspieler vom SV Kehlen am Bodensee waren im vergangenen Jahr noch als Teilnehmer in St. Michael vor Ort. Soziale Talente an künftige (ehrenamtliche) Aufgaben im Fußball heranzuführen, ist eines der Ziele der Fußball-Ferien-Freizeiten. Sebastian: „Ich selbst bin als Teilnehmer in den Freizeiten aufgewachsen und groß geworden. Heute möchte ich meine Erfahrungen an andere weitergeben und so dazu beitragen, dass der Freizeitgedanke weiterlebt.“ Dass das gelingt, daran besteht kein Zweifel, zumal Lilith dank Opa Uli schon ihr eigenes T-Shirt aus einer Fußball-Ferien-Freizeit trägt.