Man muss die Sprache lernen, andere Werte und Normen verstehen, Dutzende Anträge ausfüllen, eine Wohnung und im besten Fall eine Anstellung finden. Wer in ein neues Land kommt, dem ist vieles fremd. Mehr als 3000 Fußballvereine werden durch die DFB-Stiftung Egidius Braun und die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration dabei unterstützt, Flüchtlingen bei der Integration in Deutschland zur Seite zu stehen. Für DFB.de stellt der freie Journalist Rainer Kalb sechs dieser Klubs vor. Heute: Ferien statt Flucht beim SV Davaria Davensberg.
Die meisten denken bei Münster an zwei ziemlich witzige Tatort-Kommissare, einige Ältere erinnern sich noch an den Springreiter Fritz Ligges, wenn sie von Ascheberg hören. Davensberg ist ein Ort in der Gemeinde Ascheberg im Regierungsbezirk Münster. Dem SV Davaria Davensberg mögen größere sportliche Erfolge lange schon verwehrt sein, früher einmal kickte man in der Landesliga, heute spielen die Erste Herren in der Kreisliga A. Mit seinen sozialen Ideen aber beweist der kleine Verein eine Raffinesse, die sonst Thiel und Boerne auszeichnet. Sechs Jahre nun schon bieten sie in der zweiten Osterferienwoche eine Fußballfreizeit an. Seit 2016 werden Flüchtlingskinder eingeladen.
“Viele Kinder fanden neue Freunde”
“Schon damals war das ein tolles Erlebnis – für die Betreuer, die Trainer und besonders natürlich für die Kinder”, berichtet Andrea Tegtmeier, die Jugendobfrau des SV Davaria, über eine bemerkenswerte Ferienfreizeit. Bereits im Rahmen der Initiative “1:0 für ein Willkommen” überwies die DFB-Stiftung Egidius Braun dem Verein für sein Projekt “Fußball ohne Grenzen” die Anerkennungsprämie in Höhe von 500 Euro. “Viele Kinder fanden neue Freunde”, erzählt Tegtmeier. “Natürlich spielen wir Fußball, aber wir gehen auch auf Schatzsuche und machen zusammen ein Fußballquiz. Die Größeren helfen den Kleinen beim Schuhebinden.”
Zwischen sechs und zwölf Jahren sind die Jungs und Mädchen, das Programm geht von 10 bis 16.30 Uhr. Alle Kinder werden ganztägig betreut und verpflegt und, wenn nicht anders machbar, mit einem Bus abgeholt und nach Hause gebracht. Auch dank der Stiftungsgelder kann der Fußball in dem kleinen westfälischen Dorf Gemeinschaft fördern, unspektakulär und hochwirksam.
“Erstaunlicherweise spielten viele Mädchen mit uns Fußball, was in einigen Krisenländern bis heute noch nicht üblich ist”, äußert die engagierte Macherin beim SV Davaria. “Wir hatten also den Eindruck, dass wir etwas bewegt haben und Denkanstöße liefern konnten.” Die 57-Jährige übernahm vor acht Jahren die Aufgabe als Jugendobfrau im Verein. Erst mal kommissarisch, doch bekanntlich ist nichts so beständig wie das Provisorische. Das Ehrenamt der Mama stiftete schließlich auch Tochter Lisa an: Mit 14 Jahren bestand sie die Trainer-C-Lizenz.